Aktien Analyse von dividend.doctor
Aktienvorstellung zu AcouSort, einem schwedischen Medizintechnik-Unternehmen, das sich auf die automatisierte Vorbereitung biologischer Proben spezialisiert. Bitte Disclaimer am Ende beachten
Gliederung
Das schwedische Unternehmen AcouSort wurde im Jahr 2010 als Spin-Off der Lund University in der gleichnamigen Stadt von vier dort lehrenden Professoren gegründet. Die dem Unternehmen zugrunde liegende Technologie der Akustofluidik, auf die ich noch zu sprechen kommen werde, wurde dort bereits viel früher, nämlich um die Jahrtausendwende herum, entwickelt und seitdem optimiert. Geleitet wurden die Forschungsaktivitäten in diesem Bereich von einem der vier Professoren, Thomas Laurell (tätig im Fachbereich der Biomedizintechnik). Die anderen Mitgründer neben Thomas Laurell sind Hans Lilja (Fachbereich klinische Chemie), Patrick Brundin (Fachbereich Neurowissenschaften) und Stefan Scheding (Fachbereich Hämatologie). Im Jahr 2014 ist dann auch der aktuelle CEO (Dr. Torsten Freltoft) hinzugekommen, um aus dem damaligen Forschungsunterfangen ein kommerziell ausgereiftes Business mit dem Fokus auf den OEM-Markt zu schaffen (OEM = Original Equipment Manufacturer /Erstausrüster; Bedeutet soviel wie die Herstellung von Produkten, die dann in andere, bestehende Produkte skalierbar eingebaut werden können).
2017 erfolgte dann der Börsengang (IPO) am Stockholmer Spotlight Market (XSAT), um mit den eingesammelten 11 Mio SEK (umgerechnet ca. 1,1 Mio EUR) die Kommerzialisierung der Produkte anzutreiben. Im Dezember 2020 wechselte dann die Notierung zum prestigeträchtigeren Nasdaq First North Growth Market (Börsenplatz der Nasdaq OMX Group, primär für Wachstumsunternehmen im SMidcap-Bereich). Seitdem dem initialen IPO hat sich die Aktie wie folgt entwickelt:
Quelle: TIKR
Trotz längeren Seitwärtsphasen hat sich der Aktienkurs seit Börsengang gut entwickelt, mit einer durchschnittlichen jährlichen Kursentwicklung von 26,8% hat man den breiten Markt weit hinter sich gelassen. Im Vergleich dazu kann der schwedische Leitindex OMXS30 “nur” eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 13,1% vorweisen.
Quelle: TIKR
Die Technologie, auf denen die Produkte von AcouSort basieren, nennt sich Akustofluidik (bzw. Akustophorese). Hierunter versteht man die Manipulation von biologischem Material (z.B. Zellen bzw. Blutbestandteile) durch Ultraschall (= Schall mit Frequenzen oberhalb des Hörfrequenzbereichs). Diese Ultraschallwellen werden verwendet, um stehende akustische Wellen in mikrofluidischen Kanälen zu erzeugen (auf Miniatur- bzw. Zellebene). Grundsätzlich entsteht Schall, wenn eine Schwingung Druckwellen erzeugt, die sich durch ein Medium ausbreitet (vom Prinzip her ähnlich wie Wellen im Wasser). Wenn diese Druckwellen nun auf ein Teilchen treffen, wird das Teilchen durch die von der Welle erzeugten akustischen Kraft beeinflusst. Durch verschiedene Faktoren wie z.B. Teilchengröße, Teilchendichte oder auch der Dichte des umgebenden Mediums werden unterschiedliche Teilchen (also z.B. verschiedene Zelltypen) individuell beeinflusst. Letztendlich kann man so über die Akustofluidik bspw. Zellen voneinander trennen. Wichtig zu wissen ist auch, dass diese Ultraschall-wellen nicht schädlich für die biologischen Partikel/Zellen sind und ihre Funktions-fähigkeit nicht beeinflussen. Ihr seht, hier taucht man tief in die Materie der Physik ein, hier bin ich leider alles andere als ein Experte, deswegen keine Gewähr auf Vollständigkeit/Richtigkeit. Am besten schaut ihr euch folgendes kurzes YouTube-Video von AcouSort an, die den Ansatz der zugrundeliegenden Technologie erläutern:
Wie im Video angesprochen nutzt AcouSort die Akustofluidik hauptsächlich für zwei verschiedenene Methoden. Zum einen, um Zellen oder andere biologische Partikel spezifisch zu trennen (= Acoustic Separation) und zum anderen, um bestimmte Zellen oder andere biologische Partikel in einem akustischen Feld statisch einzufangen, während die restlichen Bestandteile weiter im Fluss sind (= Acoustic Trapping; sozusagen wie ein Spinnennetz, an dem nur eine bestimmte Art Insekten festkleben).
Acoustic Separation
Quelle: AcouSort
Über die akustische Separation kann man bspw. Zellen (rote Partikel im Bild) waschen, indem man sie von einer Flüssigkeit in eine andere überführt. Man kann so auch Zellen und andere biologischen Partikel aus einer Flüssigkeit aussondern (praktisches Beispiel: Plasma aus einer Blutprobe aussondern).
Quelle: AcouSort
In diesem Fall nutzt man die Akustofluidik, um verschiedene Zelltypen voneinander zu trennen (rot und blau). Dies ist durch Änderungen der Rahmenbedingungen (z.B. Dichte der umgebenden Flüssigkeit, Flussgeschwindigkeit oder akustische Stärke) möglich.
Acoustic Trapping
Quelle: AcouSort
Durch ein lokales akustisches Feld ist es möglich, Zellen und andere biologischen Partikel entgegen des Flüssigkeitsstroms festzuhalten und zu isolieren. Die umgebende Flüssigkeit wird weggespült, übrig bleiben die Zellen/Partikel im zentralen akustischen Feld. Zudem können an den Zellen Versuche durchgeführt werden, während sie in diesem Feld “gefangen” (trapped) sind.
Nachdem ich die technologischen Basics nun hoffentlich einigermaßen erklären und ein Vorwissen aufbauen konnte, geht es jetzt um den wichtigen Teil: Was kann man mit dieser Technologie überhaupt anstellen und wie wird Geld verdient? AcouSort vermarktet drei verschiedene Geräte, die auf der oben beschriebenen Technologie basieren: AcouWash, AcouTrap und AcouPlasma. Die Produkte sowie die den Produkten zugrundeliegende Technologie ist gut durch IP (= Intellectual Property) geschützt. Zum Patentportfolio von AcouSort zählen aktuell 14 erteilte Patente sowie 14 Patentanmeldungen, die die Produkte weltweit absichern.
AcouWash ist ein Benchtop-Gerät, das im Labor zu Forschungszwecken verwendet wird (Benchtop bedeutet in diesem Zusammenhang, dass es ein nicht allzu sperriges Gerät ist, das problemlos auf einer Labor-Werkbank gestellt werden kann).
AcouWash (Quelle: AcouSort IR)
AcouWash wird dazu genutzt, um Zellen und andere biologischen Partikel aus einer Vielzahl an Proben markierungsfrei zu separieren oder zu waschen. Durch die Automatisierung eines solchen Prozesses spart man sich im Labor unglaublich viel Zeit (ich arbeite selbst ebenfalls im Labor und muss selbst routinemäßig Zellen in Proben separieren und waschen, deswegen kann ich das bestätigen). Man kann so alle möglichen Zellarten spezifisch isolieren, bspw. Thrombozyten (Blutplättchen), Stammzellen oder auch CTCs (zirkulierende Tumorzellen). Ein meiner Meinung nach sehr spannender Anwendungsbereich ist die Separation und Isolierung von extrazellulären Vesikeln (kleine Membranpartikel, die zum Informationsaustausch zwischen Zellen ausgeschüttet werden) bei der Biomarker-Entdeckung und -Analyse. Was Biomarker sind, hatte ich in meiner Analyse zu BiomX bereits erklärt. Eine Separation von Bakterien im Blut ist über AcouWash ebenfalls möglich, auch hier ergeben sich massive Vorteile in Sachen Zeit und Aufwand (im Vergleich zu herkömmlichen Methoden wie dem Anlegen einer Bakterienkultur). In diesem Quartal wurde auch eine aktualisierte Version (auch mit verbessertem Design, s.o.) veröffentlicht.
AcouTrap ist ebenfalls ein Benchtop-Gerät, das im Labor zu Forschungszwecken verwendet wird.
AcouTrap (Quelle: AcouSort IR)
AcouTrap ermöglicht es mittels oben angesprochenem Acoustic Trapping eine Anreicherung und Aufreinigung von Zellen, extrazellulären Vesikeln, Viren, Bakterien und anderen Nanopartikeln. Durch das statische akustische Feld, in dem die Wunsch-Partikel “gefangen” sind, können so auch direkt automatisierte Experimente/Reaktionen an den Partikeln durchgeführt werden (z.B. Färbungen oder Antikörper-Markierungen). Auch hier erspart die Automatisierung dieser - sonst teils sehr komplexen Prozessen - viel Zeit und Aufwand.
Bei AcouPlasma handelt es sich um kein Benchtop-Gerät, sondern um ein USB-Stick-großes Modul, mit dem man so direkt erstmal nichts anfangen kann.
AcouPlasma (Quelle: AcouSort IR)
Im Gegensatz zu den anderen beiden Produkten ist AcouPlasma kein Laborgerät zu Forschungszwecken, sondern spricht den deutlich lukrativeren OEM-Massenmarkt an. Denn bei Laborgeräten für Forschungszwecken ist das Problem, dass dieser Bereich kaum skalierbar ist. Ein Labor in der Uni wird nicht zig neue Geräte bestellen, sondern ordert (je nach Budget) 1-2 Geräte und fertig. Inwiefern ist der OEM-Markt nun skalierbarer? Ganz einfach: Das oben abgebildete AcouPlasma-Modul kann in eine Vielzahl an diagnostischen und analytischen Geräten von Drittanbietern (z.B. große Life-Sciences- oder Diagnostik-Unternehmen) eingebaut und so produziert werden. Die doch so simple Strategie wird auf folgendem Bild anschaulich erklärt:
OEM-Businessmodell (Quelle: AcouSort IR)
Damit eröffnet sich meiner Meinung nach ein extrem großer und wichtiger Markt für AcouSort: POC-Diagnostik/Testing (POC = Point of Care). Hierbei spricht man von patientennahen diagnostischen Untersuchungen (z.B. Blutuntersuchungen), die nicht den umständlichen Weg über ein Zentrallabor gehen müssen, sondern direkt unmittelbar auf der Station im Krankenhaus oder auch unkompliziert beim Hausarzt gemacht werden können. Das in Drittgeräte eingebaute AcouPlasma-Modul kann so POC-mäßig genutzt werden, um in der Blutprobe eines Patienten das Blutplasma von den anderen Blutbestandteilen zu trennen und sowohl optisch als auch physisch zu Analysezwecken zugänglich zu machen. Auch dieser Prozess läuft automatisiert ab, was einen Vorteil gegenüber der manuellen Zentrifugation im Zentrallabor darstellt. AcouSort massenproduziert also das AcouPlasma-Modul und verkauft das an Life-Sciences-Unternehmen weiter, die dann ihre eigenen Geräte mit dem eingebauten Modul an Kliniken und Arztpraxen weiterverkaufen. Der große Knackpunkt: Das Separationsmodul befindet sich in einer Kartusche, die nur jeweils einmal verwendet werden kann, da das Modul logischerweise mit dem Patientenblut in Kontakt kommt und so verunreinigt wird. Also muss für jede Untersuchung eine neue Kartusche von AcouSort eingesetzt werden. So kann eine Art wiederkehrender Umsatzstrom (Rec Rev) generiert werden, da die Life-Sciences-Unternehmen diese Module immer wieder nachbestellen müssen. 2020 kam man in der Unternehmensgeschichte im OEM-Bereich an einen Inflection-Point, denn man hat eine wichtige Zulassung erhalten (ISO 13485). Mit dieser Zulassung ist AcouSort nun offiziell als Lieferant von OEM-Komponenten (also z.B. dem AcouPlasma-Modul) in der Medizintechnik zugelassen.
“One of the most important milestones of the year, paving the way for establishing AcouSort as OEM supplier to the medical and diagnostic industry, was the formal approval of our quality management system resulting in an ISO 13485 certification. The certification proves that AcouSort is now qualified as a supplier of OEM components for the medical device market.” (Quelle: AcouSort IR)
Mit dem oben genannten Inflection-Point meine ich zusammenfassend, dass das Unternehmen nun nicht mehr lediglich schwer skalierbar Benchtop-Geräte an Forschungseinrichtungen verkauft, sondern endlich über seine OEM-Module in der praktischen Medizin Anwendung findet. Aus diesem Grund hat das Unternehmen auch vor kurzem beschlossen, langfristig das Hauptaugenmerk auf den deutlich lukrativeren OEM-Bereich zu legen und macht hier bereits große Fortschritte:
Aktive Verhandlungen über OEM-Kollaborationen mit globalen Life-Sciences- und Diagnostik-Unternehmen (Quelle: AcouSort IR)
Aktuell steht das Unternehmen mit mehr als 10 globalen Life-Sciences- und Diagnostik-Unternehmen in aktiven Gesprächen und Verhandlungen. Mit einem dieser Unternehmen, Instrumentation Laboratory (IL) mit Sitz in den USA, wurde Ende 2020 ein erstes OEM-Projekt begonnen (roter Stern)
“Since 2015, AcouSort has worked with Instrumentation Laboratory (IL) on the integration of its technology in IL’s clinical analysis system. The new project aims to investigate whether AcouSort’s technology can be developed to generate blood plasma for more of IL’s product categories. The project will generate revenue of USD 67,500.” (Quelle: AcouSort IR)
Überblick Instrumentation Laboratory:
“Innovation after innovation, our passion drives us to set new standards for in vitro diagnostic testing. We develop, manufacture and distribute instruments, related reagents and data management solutions, for hospitals around the world—at the point-of-care and in the laboratory. Our solutions include Hemostasis and Acute Care Diagnostic products and services, all designed with a common goal: to help healthcare providers enhance patient care and efficiency” (Quelle: IL Website)
Ein Erfolg in dieser initialen OEM-Kollaboration könnte zu einer intensivierten Integration von AcouSort-Technologie in bestehende Produkte von IL führen, die auch zu stark steigenden Auftragswerten führen können. Der CEO selbst hat wörtlich gesagt, dass “bereits ein einziger großvolumiger OEM-Vertrag zu Umsätzen von mehreren hundert Millionen SEK führen kann”. Bei einer Marktkapitalisierung von lediglich 250 Millionen SEK ist das eine äußerst substanzielle Summe, vor allem wenn man bedenkt, dass das Unternehmen wie gesagt mit 10-15 verschiedenen potenziellen Partnern im Gespräch steht. Der Fortschritt mit IL ist auch sehr positiv zu deuten, ich gehe im Laufe des Jahres von weiteren Ankündigungen im OEM-Bereich aus.
Quelle: AcouSort IR
Ich habe oben beschrieben, dass der von AcouSort neu erschlossene OEM-Markt mit dem Fokus auf die POC-Diagnostik deutlich lukrativer sein kann als der Verkauf von Research-Only Benchtop-Geräten. Aber wie lukrativ?
“The global point of care diagnostics market size is projected to reach USD 50.6 billion by 2025 from USD 29.5 billion in 2020, at a CAGR of 11.4% during the forecast period. The global point of care diagnostics market offers significant growth potential for prominent as well as emerging product manufacturers. Technological advancements in POC devices, rising incidence of infectious dieases, and increase in the investments by key players are key factors driving the growth of the point of care diagnostics market.” (Quelle: MarketsandMarkets, Feb 2021)
Quelle: MarketsandMarkets, Feb 2021
Ich sehe im Bereich der POC-Diagnostik einen stark wachsenden Markt für AcouSort und gehe davon aus, dass das Unternehmen in Zukunft - zum einen wegen der extrem geringen Marktkapitalisierung und zum anderen wegen der zahlreichen Anwendungs-gebiete neben der POC-Diagnostik - nochmal deutlich schneller wachsen wird als dieser Gesamtmarkt. Jedes Jahr sterben rund 34 Millionen Menschen an Krebs, Infektionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diese Krankheiten sind nicht nur extrem tödlich, sondern auch sehr kostspielig. Eine konventionelle Krebstherapie kostet rund 150.000 USD pro Patient, chirurgische Verfahren oder neuartige Immun-therapien können nochmal deutlich teurer sein. Deswegen ist sowohl aus gesundheitlichen als auch aus wirtschaftlichen Gründen eine akkurate und vor allem frühe Diagnose entscheidend. Und genau hier setzt die POC-Diagnostik an.
Bedeutung der Diagnostik (Quelle: AcouSort IR)
Das Management ist meiner Meinung nach sehr erfahren. CEO ist seit 2014 Torsten Freltoft, der einen extensiven Background und Erfahrung mit sich bringt. So hat er damals als CEO das Unternehmen Sophion Bioscience A/S von der Startup-Phase zu einem jährlichen Umsatz von 20 Millionen USD geführt und war danach CEO von weiteren Unternehmen, wie PlastiSens ApS oder Chemometec A/S. Auch der CFO bringt viel Erfahrung mit sich und ist seit 2016 bei AcouSort an Bord. Zu beachten ist, dass er die CFO-Position als Berater besetzt und nicht exklusiv für AcouSort tätig ist (er ist gleichzeitig CFO bei einigen anderen skandinavischen Unternehmen).
Management (Quelle: AcouSort)
Zum Board of Directors gehören Martin Linde, Thomas Laurell (Mitgründer AcouSort), Stefan Scheding (Mitgründer AcouSort) und Kristian Enkvist. Martin Linde und Kristian Enkvist haben aber vor kurzem verkündet, das Unternehmen zu verlassen und nicht mehr Teil des Boards sein (Kristian Enkvist aus persönlichen Gründen und Martin Linde um sich auf seinen neuen Posten als CEO von AegirBio AB zu konzentrieren). Als Ersatz für Kristian Enkvist wurde Martin Olin als Mitglied und neuer Chairman des Boards gewählt, Martin Linde wird noch vorübergehend im Board bleiben.
“At the Annual General Meeting today, April 28, Martin Olin was elected new Chairman of the Board of AcouSort. Martin has more than two decades of experience from leading positions in international companies and investment companies in life science and has held board positions in several companies.” (Quelle: AcouSort)
Management und Board sind stark am eigenen Unternehmen beteiligt:
Gründungs- und aktuelle Boardmitglieder Thomas Laurell und Stefan Scheding sind mit 9,52% bzw. 7,79% der Unternehmensanteile beteiligt. Auch der CEO hält über seine Holding Freltec ApS 7,55% der Anteile. Boardmitglied Martin Linde wiederum hält über seine Holding Staffansgarden i Trää AB 2,61% der Anteile. Auch weitere externe Forscher an der Lund University (z.B. Johan Nilsson) und skandinavische Pensionsfonds sind am Unternehmen beteiligt. Insgesamt gefällt mir die hohe Beteiligung von Management und Insidern (“Skin in the Game”), damit liegt eine konstruktive Ausrichtung der Management- sowie Aktionärsinteressen vor, was die Erschaffung von “Shareholder Value” angeht.
Der Umsatz im Jahr 2020 lag bei 6,8 Millionen SEK, was einer Steigerung von +124% im Vergleich zum Vorjahr (3,0 Millionen SEK) entspricht. Das Unternehmen hat die Profitabilität noch nicht erreicht, schreibt also noch Verluste (im Jahr 2020 einen Nettoverlust von 8,0 Millionen SEK). Ein Break-Even beim Nettogewinn wird im Jahr 2024 erwartet, hier handelt es sich aber lediglich um eine Schätzung. Die Financials inkl. Prognosen (Base-, Bear- und Bull-Case) wurden von der schwedischen Analyst Group sehr übersichtlich dargestellt:
Financials inkl. Base-Case (Quelle: Analyst Group AcouSort Q4 Report)
Für das Jahr 2021 wird als Base-Case ein Umsatz von 10,2 Millionen SEK prognostiziert (Bear: 7,2 Millionen SEK; Bull: 9,1 Millionen SEK), basierend darauf wird AcouSort mit einem P/S von ca. 24 bewertet, was natürlich kein Schnäppchen ist. Aufgrund der geringen Größe finde ich eine Bewertung allein aufgrund solcher Metriken immer schwierig, da ein einziger Auftragseingang oder -abgang bzw. die oben angesprochenen OEM-Kollaborationen die Umsatzzahlen bereits massiv verzerren können. Deswegen konzentriere ich mich bei Nano Caps (Marktkapitalisierung <50 Mio USD) vor allem auf die Qualität des Geschäftsmodells und die Zukunftsaussichten (zumal ich sowieso kein abgeschlossenes BWL-Studium habe und hier keine detaillierte DCF-Analyse stemmen kann). Nachfolgend noch die Bull- und Bear-Schätzungen von der Analyst Group. Diese jeweils (besonders) optimistische bzw. pessimistische Schätzung hängt deutlich vom Erfolg im OEM-Bereich ab.
Bull-Case AcouSort (Quelle: Analyst Group)
Bear-Case AcouSort (Quelle: Analyst Group)
Allgemein überzeugen mich die Financials ziemlich, wir reden hier wie gesagt von einem Nano Cap im Anfangsstadium. Ich bin auch gewillt, dem Unternehmen inkl. Management beim Erreichen seiner Ziele Zeit zu geben, langfristig erachte ich eine Mischung aus Base- und Bull-Case als äußerst realistisch. Die nächsten Geschäftszahlen (Q1) werden am 26.05.21 veröffentlicht.
Quelle: AcouSort IR
Das Unternehmen ist unterm Strich schuldenfrei und kann eine Eigenkapitalquote von 74% vorweisen. Die liquiden Mittel zum Jahresende 2020 betragen 8,1 Millionen SEK und sind damit um rund 58% im Vergleich zum Vorjahr (5,1 Millionen SEK) gestiegen. Aus diesen Gründen schneidet AcouSort auch in meinem persönlichen Score mit einem Rating von 34/50 sehr gut ab, wenn man bedenkt, dass hier die meisten der fehlenden Punkte schlicht aufgrund der fehlenden Profitabilität bzw. Bewertung anhand dieser nicht vergeben werden konnten:
Zusammenfassend kann man sagen, dass eine Investition in ein Unternehmen wie AcouSort sowohl überdurchschnittlich große Chancen als auch Risiken mit sich bringt.
Risiken
Für mich persönlich überwiegen hier die Vorteile, weswegen ich bei AcouSort im März 2021 eine Position eröffnet hatte (aktuelle Depotgewichtung zum Zeitpunkt der Analyse: 2,8%). Ich hoffe die Vorstellung hat euch gefallen, bei Fragen oder Anmerkungen gerne einen Kommentar hinterlassen. Nochmal ein Hinweis auf den Disclaimer.
Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung oder sonstige Handlungsempfehlung dar. Ich bin hier investiert und habe mich long positioniert. Alle Informationen beruhen auf Quellen, die ich für glaubwürdig halte. Trotz sorgfältiger Bearbeitung kann ich für die Richtigkeit der Angaben keine Gewähr übernehmen. Alle enthaltenen Meinungen und Informationen dienen ausschließlich der Informationsvermittlung. Alle enthaltenen Meinungen und Informationen sollen nicht als Aufforderung verstanden werden, ein Geschäft oder eine Transaktion einzugehen. Auch stellen die vorgestellten Strategien keinesfalls einen Aufruf zur Nachbildung dar. Vor jedem Geschäft bzw. vor jeder Transaktion sollte geprüft werden, ob sie im Hinblick auf die persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse geeignet ist. Ich will noch einmal darauf hinweisen, dass der Handel mit Aktien, ETFs, Fonds, Optionen und sonstigen Vehikeln mit grundsätzlichen Risiken verbunden ist und der Totalverlust des eingesetzten Kapitals nicht ausgeschlossen werden kann.